Mit Bomben allein kann man keine feindliche Armee besiegen. Es bedarf immer des Einsatzes von Bodentruppen, um einen geschwächten Feind nachhaltig ein Territorium zu entreißen und es zu halten.

Damit stellt sich die Frage, ob man Bodentruppen in Syrien und im Nordirak einsetzt, um die Terrormiliz IS endgültig besiegen – oder eher: vernichten – zu können. Die Frage zu stellen heißt, sie so gut wie sicher zu verneinen. Es wäre ja nicht getan mit Spezialeinheiten, wie sie Russland (und angekündigterweise auch die USA) in Syrien einsetzen. Es müsste schon eine Intervention einer westlichen Koalition sein, mit Russen, Amerikanern, Briten, Franzosen – und Deutschen. Und Türken.

Die rund 30.000 Mann starke IS könnte wohl mit einem koordinierten Feldzug zerstört werden. Der würde aber ziemlich sicher äußerst brutal (so wie der russische in Tschetschenien). Aber dann müsste man das Territorium auch halten. In Afghanistan hat die westliche Intervention nach 9/11 wohl zunächst Al-Kaida und die Taliban besiegt, aber die afghanische Armee ist nicht in der Lage, die Kontrolle zu behalten. Für die syrische Assad-Armee und die irakische Armee gilt das ganz ähnlich. Ganz abgesehen von der Grausamkeit des syrischen Regimes.

Die Aussichten, den "Islamischen Staat" auf seinem Territorium nachhaltig zu besiegen, sind also relativ gering. Wahrscheinlich ist militärisch nur eine gewisse Eindämmung auf ein möglichst kleines Gebiet erreichbar. Im Übrigen müsste die westliche Intervention nicht nur in Syrien oder im Irak erfolgen, sondern auch in Libyen, wo der örtliche IS-Ableger einen großen Küstenstreifen beherrscht.

Das würde aber den Terrorismus in Europa und anderswo eher befeuern, als ihn abzudämpfen. Was dagegen tun?

Kurzfristig kommt man um Aufstockung von Polizei und Geheimdiensten wohl nicht herum. In Frankreich wird diskutiert, Heimkehrer aus dem "Jihad" in Syrien mit Fußfessel sozusagen präventiv unter Hausarrest zu stellen. In der Prävention wird man auf alle Fälle tiefer gehen müssen. Die Schließung von problematischen Moscheen und die Ausweisung von Hasspredigern (bzw. Anklage, wenn sie österreichische Staatsbürger sind) steht im Raum.

Das sind die relativ bescheidenen kurzfristigen Möglichkeiten. Mittel- und längerfristig wird es ohne Assimilierung nicht gehen. Von der europäischen Gesellschaft unterstützt, aber auch eingefordert. Das zivile, säkulare, auf den Ideen der Demokratie, der Aufklärung und der Frauenemanzipation beruhende Europa verträgt keine abgeschottete Parallelgesellschaft.

Keine mentalitären Sonderzonen, in denen Leute wie der holländische Fußballspieler mit dem Salafistenbart einer Frau nicht die Hand geben. In der die Religion über allem steht. In der junge Männer ohne Frauen und Zukunft glauben, "Märtyrer" zu werden sei ein Karriereschritt. Das bedeutet Angebot von Hilfe, aber auch stetiger Druck zur Assimilation. Das wird unendlich mühsam, ist aber wirklich ohne Alternative. (Hans Rauscher, 17.11.2015)